Idee, Konzept, Organisation: © Kerstin Rajnar
Die Auseinandersetzung mit der Problematik um die Sichtbarmachung der Weiblichkeit reicht wohl einige Jahre zurück und es gab/gibt viele interessante Ansätze/Zugänge welche einige Lösungsansätze aufzeigen. Doch, obwohl sich schon einiges getan hat, haben sich Begrifflichkeiten rund um das weibliche Geschlecht und somit ein positives Selbstverständnis für die eigene weibliche Geschlechtlichkeit noch immer nicht positiv verankert. Angst, Scheu, Scham, Belustigung sind oft erkennbare Merkmale wenn es um das weibliche Geschlecht geht. Indirekt ist zu beobachten wie sich diese Verhaltensweisen auf die Persönlichkeit der Frau auswirken.
„Irgendwie findet sich jede Demütigung des Weiblichen letztlich in einer Sexualität symbolisiert, für die man die Frau verantwortlich macht, die ihre Schande ist. Und das Wort lautet nicht fuck, sondern cunt. Darin liegt der Ursprung der weiblichen Selbstverachtung: in dem Wissen darum, dass wir Fotzen sind" [1]
Laut Naomi Wolf lösen diese negativ besetzten Begriffe im Gehirn der Frau Stress aus. Dieser Stress hemmt nicht nur die Erregbarkeit und Lubrikation der Frau sondern auch ein Kind zu gebären und zu stillen. Dauerhaft sexuell gestresst geraten mit der Zeit wahrscheinlich auch andere Bereiche im Leben einer Frau in Schieflage.
Dadurch wird die Dopamin-Ausschüttung gehemmt, was wiederrum die Freisetzung von Stoffen im Gehirn unterbindet, die für Selbstbewusstsein, Kreativität, Zuversicht... stehen und besonders dann von Bedeutung sind, wenn diese auf akademischer oder beruflicher Ebene mit dem Verursacher konkurrieren. Dies bestätigt zudem eine 2005 veröffentlichte Studie: Effects of Stress on Female Rat Sexual Functions.
„Es wirkt, als ob unser weibliches Geschlecht getrennt von uns wäre, etwas, das wir nicht kontrollieren können. Sie sind negativ besetzt, werden pornografisiert oder als schmutzig angesehen. Aber die Wahrheit ist, dass sie uns gehören. Sie gehören uns wie die Hände, die Lippen und der Verstand." [2]
Diese Trennung passierte schon vor langer Zeit. Wie Naomi Wolf in ihrem Buch „Vagina: A New Biography" beschrieben hat, sind die Beckennerven bei der Frau sind nicht in gleichem Maße geschützt wie beim Mann, weshalb sie physisch sehr verletzlich ist. Anhand der Frank Netter-Bilder ist zu erkennen wie höchst komplexe dicke Nervenstränge vom Becken bis ins Gehirn gehen. Neurotransmitter schicken Signale aus Klitoris, Vagina, Gebärmutterhals... das Rückenmark hinauf und erreichen dann schlussendlich den Hypothalamus und den Hirnstamm. Dieses innere elektrische Nervennetzwerk ist so stark und mächtig, dass es unweigerlich sendet. Von unten nach oben, von oben nach unten. Eine Traumatisierung der Vagina hinterlässt tiefe Spuren im weiblichen Gehirn und konditioniert und prägt Körper und Geist der Frau. Und so behaupte ich wirkt es auch umgekehrt.
„Ein anderes Problem ist die Scham. Die Scham wirkt direkt auf die unteren weiblichen Energiezentren und die inneren Organe, einschließlich Gebärmutter und Eierstöcke. Sie ist oft Ergebnis einer sozialen Programmierung, die Frauen für minderwertig erklärt, kann aber auch Folge familiärer Beziehungen sein, etwa ungesunde Beziehungen zu den Kindern oder ein in ihren Augen zu niedriger sozialer Status des Partners. Scham wegen einer physischen, emotionalen oder psychischen Vergewaltigung wirkt sich auf den Bereich der Vagina aus. Die Forschungen belegt diese Energiestörungen." [2]
Mein Lösungsansatz, jene Verletzungen zu verbannen, gilt der positiven Sichtbarmachung des weiblichen Geschlechtes. Es wird noch eine zeitlang dauern, doch ist das pornografisierte Bild verschwunden kann Frau in ihrer Pracht und Macht erstrahlen.
„Weil das Wort entweder tabuisiert, negativ konnotiert, mit Scham besetzt oder medikalisiert wird, ist es wirklich wichtig, es zurückzuerobern." [3]
Der erste inhaltlich ausgearbeitete Schwerpunkt des virtuellen VAGINAMUSEUM.at befasst sich mit der Darstellung der weiblichen Geschlechtsorgane in KUNST und KULTUR.
Die Eröffnungsausstellung VAGINA 2.0 in der virtuellen GALERIE des VAGINAMUSEUM.at thematisiert die Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen Begriffen und subjektiven Bedeutungen der weiblichen Geschlechtsorgane. Einen allgemein verwendeten Begriff für das körperliche weibliche Geschlecht in seiner Gesamtheit scheint es nicht zu geben. Oftmals werden nur einzelne Körperteile, die Vagina oder die Vulva, genannt. Diesen generalisierenden Bezeichnungen entspricht dem Titel der virtuellen Eröffnungsausstellung.
VAGINA 2.0 - Die Virtuelle Eröffnungsausstellung >>
Der erste Beitrag KUNSTGESCHICHTE im virtuellen ARCHIV des VAGINAMUSEUM.at zeigt einen kunsthistorischen Überblick über die Darstellung des weiblichen Geschlechts beginnend mit der europäischen Altsteinzeit bis hin zur Gegenwartskunst anhand exemplarischer Beispiele. Als Einführung dienen Epochentexte. Sie bieten in unterschiedlicher Gewichtung Informationen über politisches wie kulturelles Zeitgeschehen, über die Rolle der Frau als auch über stilistische Merkmale in Bezug auf die Kunst. Die Kunstwerke der Epochen wurden beispielhaft gewählt und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie illustrieren den Zeitstil und dienen als Dokument der einzelnen Entwicklungsschritte.
KUNSTGESCHICHTE - Ein kunsthistorischer Überblick über die Darstellung des weiblichen Geschlechtes >>