Idee, Konzeption, Organisation: © Kerstin Rajnar
Die Ausarbeitung des Schwerpunkt LEIB und LEBEN _ Die positive Kraft der Weiblichkeit für das VAGINAMUSEUM.at behandelt die Redensart Leib und Leben aus dem Blickwinkel des Gesundheitsaspektes und bespricht Themenbereiche wie: Gesundheit, Medizin, Aufklärung, Sexualität, Gewalt, Geburt, Leben geben...
Hintergrund
Die Herkunft des Begriffes „Leib und Leben" stammt aus dem 16. Jahrhundert. Man spricht hier von einer paarigen Rechtsformel, die wohl wegen des Stabreims entstanden ist. Ursprünglich bedeutete „Leib" dasselbe wie „Leben". [1]
Im heutigen Sprachgebrauch bezieht sich die Bedeutung von „leibt und lebt" auf „wie man tatsächlich ist, wie er/sie leibt und lebt".
Es gibt die unterschiedlichsten Assoziationen zu Leib und Leben:
Der Leib Christi - der Zentralgedanke des Neuen Testaments
Angst um Leib und Leben - in Zusammenhang mit Leben verlieren
Vergehen gegen Leib und Leben - 2. Mose - Kapitel 21
Mit Leib und Seele - körperliche und geistige Einheit des Menschen und ist seit der Antike Gegenstand philosophischer und religiöser Reflexionen
Leib oder Leben - in Verbindung mit Physiotherapie und körperbezogener Arbeit
Sorge um Leib und Leben - ist die Sorge um uns selbst, unsere physische Existenz und unsere Person. Die Sorge um Leib und Leben ist in besonderer Weise die Aufgabe der Medizin und der Pflege. Leiblichkeit gehört zu den Schlüsselbegriffen heutiger medizin- und pflegeethischer Debatten.
„Leiblichkeit ist die Signatur unserer menschlichen Existenz. Wir haben nicht nur einen Leib, sondern wir sind auch Leib. Der Leib verkörpert die Einheit und die Geschichte unseres Lebens. Es hinterlässt an und in unserem Körper seine Spuren, und das Gesicht eines Menschen enthält in Kurzschrift seine ganze Biographie. Leib und Leben, Leibgeschichte und Lebensgeschichte bilden eine innere Einheit." [2]
Der Begriff Gefahr für Leib und Leben wird auch in Verbindung mit dem Gesetz gebraucht und wird in vielfacher Hinsicht benutzt, um besondere Befugnisse oder Handlungen daraus hervorzuleiten. Beispielsweise ist Schusswaffengebrauch unter Umständen dann erlaubt, wenn Gefahr für Leib und Leben für sich selbst oder andere besteht. Ganz allgemein dient dies der Gefahrenabwehr. [3]
Der Zehnte Abschnitt des StGB „Strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung" von § 201 bis § 220 legt die gesetzlichen Bestimmungen hinzüglich sexuellen Gewalthandlungen an Personen fest.
Andererseits wird der Begriff Leib und Leben auch mit (Leben und) Gesundheit, körperliche Unversehrtheit, bei bester Gesundheit assoziiert, da das Wort Leib eng mit physiologischen und biologischen Funktionen des Körpers verbunden ist: Leibesfrucht, gesegneten Leibes sein, wohlbeleibt, Unterleib... Leben ist der Zustand, dass jemand oder etwas lebt und nicht tot ist.
LEIB und LEBEN _ Die positive Kraft der Weiblichkeit ist eine ehrliche Reflexion zum Thema weibliches Geschlecht, setzt einen positiven Beitrag zum Selbstverständnis der Weiblichkeit und rückt diese kraftvoll in das Leben.Die Reflexionen werden als Beiträge im ARCHIV und in der GALERIE präsentiert und wechselseitig verlinkt:
Der wissenschaftliche Beitrag VAGINALOGIE, eingebettet im virtuellen ARCHIV des VAGINAMUSEUM.at, bietet Einblicke in die Themenwelten Frau, Körper, Sexualität und Gesellschaft aus der Perspektive einer jungen Forscherin. Lange Zeit waren die vielfältigsten Formen und Funktionen rund um das weibliche Geschlechtsorgan eher Gegenstand der Mystik. Auch die Forschung ist auf dem Sektor der Sexualwissenschaft höchst zurückhaltend – neue Erkenntnisse bleiben oft lange im Verborgenen. Als Folge dessen sind nach wie vor viele Geheimnisse und Mythen um den weiblichen Körper und die weibliche Sexualität präsent und führen oftmals zu irrleitenden Annahmen und Glaubenssätzen.
Der neu geschaffene Begriff VAGINALOGIE veranschaulicht in klaren und prägnanten Worten den aktuellen Forschungsstand, sowie unterschiedliche Blickwinkel auf verschiedenste Fragestellungen und Problempunkte. VAGINALOGIE steht als Symbol für die physischen und psychischen Aspekte der Weiblichkeit, klärt vorherrschende Gedankenkonstrukte auf und präsentiert dazu die aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse.
VAGINALOGIE IST DIE LEHRE ÜBER DAS LEBEN DER FRAU, IHREN KÖRPER UND IHREN GEIST.
VAGINALOGIE >>
In der virtuellen Ausstellung GEBURT_to animate wird das Leben-Geben durch die Geburt thematisiert, auch metaphorisch gesehen als positive Bedeutung der Redensart „Leib und Leben". Untersucht wird das „Innere" des funktionalen weiblichen Körpers als kultureller Ort des Entstehens - als Nest und als Empfangs- und Austragungsort für neues Leben. Biologische Geschlechter-konstruktionen und deren Auswirkungen auf sozialer Ebene, Zeugungsbedingungen sowie natürliche und künstliche Geburten sind dabei von Interesse.
Als formales Ausdrucksmittel für die Ausstellung ist die Animation vorgesehen. Das lineare Aneinanderfügen von Einzelbildern, bzw. das Erstellen von audio-visuellen Sequenzen, ermöglicht den Blick auf inhaltliche Zusammenhänge und erweitert damit die Aussage eines vom Kontext losgelösten Einzelbildes. Das Vernetzen von einzelnen Sequenzen entspricht, in Analogie zum virtuellen Datennetz, einem interagierenden System und lässt das Eingreifen in den Handlungsablauf zu.
Während der menschliche Geburtsvorgang von realem Blut begleitet wird, fließt beim Gebären von Kunst „Herzblut" - eine „animation" der Gedanken.
Frauen erfahren zu Hause, am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit und im Internet Gewalt.
Laut Studien der Weltgesundheitsorganisation sind weltweit ein Drittel aller Frauen Opfer häuslicher Gewalt. Zwischen 100 und 140 Millionen Frauen seien von Genitalverstümmelung betroffen. Rund sieben Prozent der Frauen wurden einmal in ihrem Leben vergewaltigt.
Ein Bericht der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) zeigt die Ergebnisse der weltweit größten Erhebung über die Gewalt gegen Frauen: [4]
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33 % der Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren. Dies entspricht etwa 62 Millionen Frauen. | |
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22 % der Frauen haben körperliche und/oder sexuelle Gewalt in der Partnerschaft erlebt. | |
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Eine von 20 Frauen (5 %) ist seit ihrem 15. Lebensjahr vergewaltigt worden. Fast jede zehnte Frau, die sexuelle Gewalt außerhalb der Partnerschaft erfahren hat, gab an, dass mehrere Täter_innen an dem Vorfall beteiligt waren. | |
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43 % der Frauen waren entweder durch den/die aktuellen oder eine/n frühere/n Partner_in psychischer Gewalt ausgesetzt. Der Missbrauch bestand unter anderem darin, dass Frauen öffentlich bloßgestellt wurden oder das Haus nicht verlassen durften oder eingesperrt wurden, dass sie gegen ihren Willen pornografische Filme ansehen mussten und ihnen Gewalt angedroht wurde. | |
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33 % der Frauen haben in der Kindheit körperliche oder sexuelle Gewalt durch eine/n Erwachsenen. 12 % der Frauen waren in der Kindheit von sexueller Gewalt betroffen, die in der Hälfte der Fälle von fremden Männern ausgeübt wurde. Bei diesen Formen des Missbrauchs handelt es sich typischerweise um Fälle, in denen Erwachsene ihre Genitalien zeigen oder die Genitalien oder Brüste des Kindes berühren. | |
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18 % der Frauen haben seit dem 15. Lebensjahr Stalking erlebt; bei 5 % der Frauen war dies innerhalb der letzten 12 Monate vor der Befragung der Fall. Dies bedeutet, dass etwa 9 Millionen Frauen in der EU von Stalking betroffen sind. 21 % der Stalking-Opfer gaben an, dass die Belästigung länger als zwei Jahre andauerte. | |
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11 % der Frauen haben bereits unangemessene Annäherungsversuche in den neuen sozialen Medien erlebt oder erhielten e-Mails oder SMS-Nachrichten mit eindeutig sexuellem Inhalt. Unter den jungen Frauen (18–29 Jahre) waren es 20 % die bereits Opfer von solchen Formen der Online-Belästigung wurden. | |
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55 % der Frauen haben irgendeine Form der sexuellen Belästigung erlebt. 32 % der Opfer sexueller Belästigung nannten als Täter_innen Vorgesetzte, Kollegen und Kolleginnen oder Kunden und Kundinnen. | |
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67 % meldeten die schwerwiegendsten Gewaltvorfälle innerhalb einer Partnerschaft nicht der Polizei oder einer anderen Organisation. |
In Österreich ist mindestens jede fünfte, in einer Beziehung lebende, Frau Opfer körperlicher Gewalt und jede zweite Frau kennt in ihrem näheren Umfeld einen solchen Fall. [5]
Neuere verlässliche, repräsentative Zahlen über die Verbreitung von Gewalt in Österreich existieren nicht. Die Dunkelziffer liegt demnach sicher höher.
In der Steiermark gibt es seit 1981 das Frauenhaus Graz und seit April 2014 auch das Frauenhaus Kapfenberg, um Frauen adäquaten Schutz zu bieten. Im Schnitt werden pro Jahr 220 Frauen in beiden Einrichtungen betreut. Dabei werden alle Formen der Gewalt (physische, psychische, sexuelle, soziale, ökonomische) berücksichtigt.
Laut einer 2011 veröffentlichten Studie des ÖIF (Österreichische Prävalenzstudie zur Gewalt an Frauen und Männern), haben fast drei Viertel aller Frauen (74,2%) sexuelle Belästigung erlebt und nahezu ein Drittel aller Frauen (29,5%) sexuelle Gewalt erfahren.
Sexuelle Gewalt hinterlässt bei den betroffenen Frauen und Mädchen eine Reihe an schweren physischen, psychischen und psychosomatischen Traumatisierungen. Durch die immer mehr verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Enttabuisierung des Themas, haben Betroffene begonnen sich an Beratungseinrichtungen zu wenden, um eine adäquate Unterstützung in der Aufarbeitung ihres Erlebten zu bekommen.
Gewalterfahrung spiegelt sich auch in gynäkologischen Problemen wider wie etwa Unterbauchschmerzen, einem höheren Risiko für untergewichtige Neugeborene, unerwünschte Schwangerschaften und Schwangerschaftsabbrüchen. Chronische Schmerzerkrank- ungen, Magen-Darmerkrankungen und ein schlechter allgemeiner Gesundheitszustand können mögliche Indikatoren für häusliche Gewalt sein. [6]
Die verschiedensten Theorien wurden bereits herangezogen, um die Ursachen von Gewalt gegen Frauen zu analysieren, doch scheint keines des Erklärungsmodelle allgemein gültig zu sein. Offensichtlich jedoch ist, dass Gewalt gegen Frauen nicht im individuellen Lebensbereich zu finden ist, sondern eher ein Ausdruck einer generell bestehenden sozialen Benachteiligung der Frau in der gesellschaftlichen Struktur.
Prominente feministische Vertreter_innen dieses Ansatzes sind Rebecca Dobash & Russell Dobash (Universität Manchester), die in einer Analyse der historischen Entwicklung „Women, Violence, and Social Change" (1992) aufzeigen, dass Frauen systematisch mit Gewalt unterdrückt wurden und werden.
„Gewalt gegen Frauen ist Ausdruck der historisch ungleichen Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen, die dazu geführt haben, dass die Frau vom Mann dominiert und diskriminiert und daran gehindert wird, sich voll zu entfalten."
(Declaration on the Elimination of Violence Against Women)
Gewalt betrifft Frauen aller Altersstufen, aller Einkommensschichten und Kulturen.
Der Handlungsbedarf scheint aktueller denn je.
VAGINAMUSEUM.at - Österreichs erstes virtuelles Museum für das weibliche Geschlecht (und sogar weltweit das einzige dieser Art), als kulturelle Informationsträgerin und informative Bildungsplattform hat das Ziel durch Bildung und Aufklärung, die positive Sichtbarmachung des weiblichen Geschlechtes, die Frau nachhaltig in ihrer Gesamtheit positiv sichtbar zu machen. Selbstbewusstsein, Kreativität, Zuversicht... (um ein paar Potenziale der Weiblichkeit zu nennen) können dadurch gestärkt und gefördert werden. Auch Männer erleben einen positiven Zugang. Jugendliche beider Geschlechter erfahren eine positive Aufklärung.
Jene Veränderungen der Sichtweisen auf das weibliche Geschlecht und somit auf die Frau würden Vorurteile abbauen, Normen brechen und ließe die Wertschätzung der Weiblichkeit in den Vordergrund rücken.