Die berühmte Skulptur der Venus wurde 1820 auf der griechischen Insel Milos gefunden.[1] Sie gilt als Inbegriff des antiken griechischen Schönheitsideals und stellt die Göttin der Liebe und der Erotik dar. Ihr Oberkörper ist nackt, der Blick vergeistigt, der Kopf klein und das Gesicht weist feine Züge auf. Ihr Geschlecht wird von einem schweren Stoff bedeckt, der auf ihrer rechten Seite etwas nach unten gerutscht ist und den Ansatz des Schamdreiecks umschreibt. Detaillierte Vagina und Vulva Darstellungen finden sich bei den Skulpturen dieser Epoche nicht. Sofern sie ganz nackt gezeigt werden, wird maximal ein leicht gewölbtes Schamdreieck als weibliches Geschlecht betont. Manche Figuren verdecken ihr Genital mit der Hand, man spricht dann von einer „Pudica (lat. schamhaft) Geste". Monika Gsell vermute[2], dass eine realistische Darstellung des weiblichen Genitals mit einem Tabu belegt war und eine naturalistisches Bild der Scham nicht gezeigt werden durfte und sollte. Dem gegenüber stehen die bis ins kleinste Detail wirklichkeitsgetreuen Genitalien der männlichen Großplastiken, was eine große Diskrepanz zwischen den Geschlechtern aufzeigt. Diese Art der Darstellung der Venus und des weiblichen Akts hat sich über Jahrhunderte hinweg in der abendländischen Kunst gehalten.