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Anonym Drei Frauen am Roc-aux-Sorciers 15.000 v. Chr. Roc-aux-Sorciers, Frankreich |
Bildrechte (Foto / Werk):
© G. Pinçon, 2013 |
Der Ort, an dem das Relief mit den drei Frauenfiguren gefunden wurde, wird „Roc-aux-Sorciers" genannt, der „Fels der Zauberer" und befindet sich in Frankreich in Angles sur l'Anglin. 1927[1] wurde dort ein Siedlungsplatz aus dem Jungpaläolithikum entdeckt und 1950 im Inneren der Höhle ein Felsrelief mit 18 Metern Länge und ca. 2,5 Metern Höhe. Die Qualität der Gravuren und Reliefs ist für die damalige Zeit einzigartig, monumental und unvergleichlich. Meist wurden Tiere abgebildet, vereinzelt finden sich auch menschliche Profile und die „drei Grazien", wie sie in Frankreich liebevoll genannt werden. Die drei Frauen stehen nebeneinander. Sie werden ab der Brust abgebildet, die Beine sind angedeutet, die Füße fehlen ganz. Es handelt sich folglich um keine naturalistische Darstellung einer bestimmten Frau, sondern um ein Bild, ein Symbol der Frau. ForscherInnen sehen darin eine weibliche Genealogie[2] - also die Frau in unterschiedlichen Stadien ihres Lebens: als junge, schwangere und alte Frau. Auffallend ist die Konzentration der Darstellung auf die ausgeprägte Vulva, welche alle drei Figuren aufweisen. Die linke, vielleicht schwangere Figur wird im Profil gezeigt und weist ein üppiges Gesäß auf. Die Vulva bei dieser Frau wird als Dreieck umschrieben, die oberste Linie wölbt sich konkav nach oben.[3] Vierzig vermutet darin einen Hinweis zur „Lunar-Symbolik", also ähnlich wie bei der Venus von Laussel einen Hinweis auf die zyklische Erneuerung des Lebens, den Zyklus des Mondes und der Frau.[4] Die Vagina, bzw. die Schamspalte wird bei dieser linken Figur mit einem senkrechten Strich nach oben gezeigt und endet ca. in der Mitte des Vulvadreiecks. Die mittlere Figur wird halb seitlich und teils von vorne gezeigt. Auch hier ist die Rundung der oberen Linie des Schamdreiecks sichtbar und es betont den Bauchnabel. Das Geschlecht ist hier am deutlichsten herausgearbeitet, die Vaginalöffnung wird stark betont. Die dritte und letzte der Frauendarstellungen ist im Vergleich zu den beiden anderen sehr schlank. Das Schamdreieck weist keine konkave Biegung auf, sondern ist mit geraden Strichen gekennzeichnet. Die Schamspalte ist wie bei der ersten Figur als einfacher Strich geformt. Es wird vermutet, dass es sich hierbei um die betagte Frau handelt. Wie bei allen anderen Figuren, Statuetten, Zeichen und Reliefs aus dieser Epoche gilt auch hier, dass wir den Sinn der Botschaften nur vermuten können. Am wahrscheinlichsten scheint die Interpretation, welche die Frau in den einzelnen Phasen ihres Lebens zeigt, auch die Deutung der Frau als Lebensspenderin und Erhalterin des Menschengeschlechts ist nachvollziehbar. |