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pfeil-rechts
Anonym
Baubo auf Schwein sitzend
Ca. 100 v. Chr.
Antikensammlung Berlin, Deutschland

5-15-Baubo auf dem Schwein

Bildrechte (Foto / Werk):
© SMB/Antikensammlung, Johannes Laurentius, 2013

Quellenangabe:
Antiksammlung Staatliches Museum Berlin
https://www.deutsche-digitale-
bibliothek.de/item/HGJ3PCU6F
ALURZSMZT7E34IVIZDEEPOR



   

Die moderne Forschung geht davon aus, dass es sich bei dieser nackten Frauenfigur um eine Gauklerin oder Akrobatin handelt.[1] In älteren Quellen existieren verschiedene Theorien über die Interpretation der reitenden Frauenfigur, die hier kurz umrissen werden. In Goethes Faust Teil eins tritt „Baubo mit dem Schwein" wie folgt auf: „Die alte Baubo kommt allein, sie reitet auf einem Mutterschwein." Und weiter: „So Ehre dem, wem Ehre gebürt! Frau Baubo vor! Und angeführt! Ein tüchtig Schwein und Mutter drauf, da folgt der ganze Hexenhauf."[2] Baubo ist hier die Anführerin der Hexen in der Walpurgisnacht.[3] Die Verbindung der Baubo-Gestalt mit der Göttin Demeter wurde bereits bei den Baubo-Figurinen aus Priene erläutert.[4] Göttin Demeter (die u.a. für Fruchtbarkeit steht) wurde u.a. auf einem Schwein reitend, ebenso ein Symbol für Fruchtbarkeit, dargestellt. Manche ForscherInnen vermuten, dass Baubo die Amme der Demeter war.[5] Die Frau sitzt mit gespreizten Beinen auf dem Pferd und entblößt ihr Geschlecht. Zu sehen ist eine rautenförmige Vulva mit angedeuteten Schamlippen. Dies ist, verglichen mit den Baubos aus Priene, eine deutlich plastischere und kühnere Darstellungsweise, eine direkte Entblößung der Scham, auch wenn es sich um keine total realistische Abbildung handelt. Im Mysterienkult von Eleusis wurde Baubo als „dea impudica",[6] als schamlose Göttin, bezeichnet. Mithu M. Sanyal legt dar, dass bei rituellen Feierlichkeiten zu Ehren der Göttin Demeter (wie auch bei anderen Kulten) die Geste des Entblößens des Geschlechts gebräuchliche Geste war.[7] Weiter konstatiert sie, dass Demeter zu Ehren Gebäck in Form einer Vulva gereicht wurde. Derartiges Entblößen der Vulva wird mit der Wortneuschöpfung „Ana-suromai" bezeichnet. Das Wort wurde von dem griechischen Herodot geschaffen, der dies bei ägyptischen Frauen beobachten konnte.[8]