Vaginismus (Scheidenkrampf) bezeichnet die manchmal schmerzhafte, reflexartige Verkrampfung des äußeren Drittels der Scheidenwandmuskulatur und des Beckenbodens bei dem Versuch einer Penetration der Vagina durch Finger, Tampon oder Penis. Eine gynäkologische Untersuchung der Vagina mithilfe eines Spekulums ist meist nicht möglich. [1] [2]
Formen
Der primäre Vaginismus besteht ab der Geburt, im Gegensatz zum sekundären Vaginismus, welcher sich erst im Laufe des Lebens manifestiert. Der Auslöser eines sekundären Vaginismus ist meist psychogen – mögliche Ursachen stellen Sexualphobien, eine strenge Sexualmoral oder sexuelle Traumata dar. [2] [3]
Therapie
Medikamentös kann durch das Einspritzen von Botulinum Toxin (Botox) die vaginale Muskulatur gelähmt werden, sodass eine Kontraktion weder willkürlich noch unwillkürlich möglich ist. Der Effekt des Nervengiftes hält für etwa 3 Monate an. [2]
Das Therapieschema für Vaginismus besteht aus zwei Teilen: Zum einen werden im Rahmen einer Gesprächstherapie die individuellen auslösenden Faktoren für den Vaginismus erforscht und über die Einstellung zu Lust und Sexualität der Betroffenen reflektiert. Im anderen Teil wird der Betroffenen empfohlen, Expertin für den eigenen Körper zu werden: In einem geschützten Rahmen kann die Betroffene beginnen ihren eigenen Körper in ihrem eigenem Tempo zu erkunden. Das lustvolle „Begreifen" der Vulva, sowie ein zärtliches Ertasten der Vagina, können einen als reflexartig erlebten Vaginismus nach und nach auflösen. Ist eine alleinige lustvolle Erforschung der Vagina mit einem Finger möglich kann der/die Sexualpartner_in miteinbezogen werden. Zuletzt, wenn die Betroffene es will, kann eine Penetration mit einem Sexualspielzeugen oder einem Penis ausprobiert werden. Wichtig ist ein achtsames und entspanntes Vorgehen, Schritt für Schritt kann so die (unbewusste) Angst vor einer Penetration abgebaut werden. [1] [2] [4]
Viele Frauen erlangen mit einer sexualmedizinischen Therapie wieder Kontrolle über ihre eigenen Körper zurück. Dieser Gewinn an Autonomie und die neue Körperkompetenz werden als durchwegs bereichernd empfunden. [1]