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Hannah Wilke S.O.S. Starification Object Series 1974-1982 Museum of Modern Art, N.Y., USA |
Bildrechte (Foto / Werk):
© Marsie, Emanuelle, Damon and Andrew Scharlatt /The
Hannah Wilke Collection & Archive, Los Angeles/
Bildrecht, Wien, 2013
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„Ich trenne meine Kunst nicht von meinem Körper, sie ist nur ein weiterer Teil von ihm."[1] Mit diesem Satz beschreibt Hannah Wilke den Kern ihres künstlerischen Schaffens. In Manier der „Body Art", die das Ich und den Körper des Künstlers zur Schau stellt und direkt im und teilweise mit dem Publikum interagiert, benutzt sie den eigenen Körper als Ausdrucksmittel und als Mittel des Protests. In der Aktion, die den Fotos der Arbeit „S.O.S. Starification Object Series" zugrunde liegt, verteilte Wilke im Publikum Kaugummis, aus denen sie nach dem Kauen vulvenartige Gebilde formte, die sie auf ihren Körper klebte. Die Künstlerin ließ sich später nackt in lasziven Posen ablichten. Wie in der Aktion klebten auf ihrem Körper Kaugummivulven und labiale Formen, die an Vulven erinnern. Das Medium des Kaugummis wurde bewusst gewählt, da es sich um einen Alltagsgegenstand handelt, den man kauft, benutzt, und wenn man seiner überdrüssig wird, achtlos weg wirft. Der Kaugummi ist für Wilke eine Metapher für die amerikanische Frau.[2] Mit den Kaugummis an ihrem Körper entstellt und stigmatisiert sie sich und hinterfragt die Wahrnehmung der von Männern objektivierten und sexuell begehrten Frau. Die Kaugummigebilde irritieren die Sehgewohnheit, da der/die BetrachterIn nicht damit rechnet, das von der Warenwirtschaft geformte Bild der schönen idealen Frau „verletzt" zu sehen. Wilke führt „das Ich jenseits ihrer eigenen Einzigartigkeit vor"[3] und reagiert auf und kritisiert den vom Kapitalismus geschaffenen Massenkonsum und die von den Medien geformten Idole. Der Titel Starification (als Bezeichnung für etwas überaus Besonderes) ist im Englischen als Wortspiel gedacht, da man es einfach in „Scarification" verwandeln kann. Scarification bezeichnet das Anbringen von Ziernarben, z.B. in afrikanischen Kulturen. Im übertragen Sinn ist die Verwendung von „Vagina Wunden"[4] eine Anspielung auf Schmerzen, die Frauen auf sich nehmen (bei Schönheitsoperationen oder Schlankheitskuren), um in das gewünschte gesellschaftliche Ideal zu passen.[5]
Biografie: http://www.hannahwilke.com/id10.html |