Bedingt durch den ersten Weltkrieg und den Folgen seiner Zerstörung rückte die „Realität der körperlichen Existenz in den Mittelpunkt."[1] Nach und nach vollzogen sich Änderungen im Kunstschaffen, so musste eine Leinwand beim Schöpfungsakt nicht mehr vor den KünstlerInnen stehen sondern konnte auch unter ihm/ihr am Boden liegen (z.B. bei Pollock, Kubota). Yves Klein schuf u.a. mit eingefärbten Frauenkörpern, die er auf eine Leinwand drückte, Kunstwerke. Aktionistische KünstlerInnen griffen mit ihrem Kunstschaffen direkt in den Lebensbereich ihrer Umwelt ein und waren nicht mehr an künstlerische Materialien und Werkzeuge wie Leinwand und Pinsel gebunden. Happening, Fluxus und Performance sind Kunstformen, die direkt vor, und teilweise mit dem Publikum in Interaktion stattfinden. Die KünstlerInnen werden während des Schöpfungsaktes präsent und tragen so zu einer neuen Bedeutung als Künstlerpersönlichkeit bei. Body Art, zu deutsch, „Körperkunst" beschäftigt sich mit Identität, Sexualität, Grenzüberschreitung. Sie tritt auch mit anderen Kunstformen wie etwa der Performance auf und kann nicht immer isoliert als Body Art bezeichnet werden. An dieser Stelle setzt beginnend in den 1960ern die „Feministische Kunst" ein, wobei eine genaue Begriffsbestimmung schwierig ist. Frauen organisierten sich in Gruppen, um gegen soziale Ungerechtigkeiten und Unterdrückung zu protestieren. Sie forderten Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Künstlerinnen reagierten auf diese Strömungen und thematisieren diese Missstände in ihrer Kunst. Sie beschäftigen sich mit dem konstruierten Bild der Frau in Kunst und Gesellschaft, versuchen dieses offenzulegen und aufzubrechen. So wird zum Beispiel das in der Kunst jahrhundertelang begehrte Objekt, nämlich der weibliche Akt, ab nun real existent. Die nackten Künstlerinnen inszenieren sich und erwidern die Blicke der BetrachterInnen so z.B. in den Performances von Schneemann (Interior Scroll). Viele feministische Künstlerinnen setzen bewusst den eigenen Körper für ihre Kunst ein und verwenden ihn als Ausdrucksmittel. Bei Schneemann oder Kubota agiert der Körper u.a. als malender. Das verschwiegene, versteckte tabuisierte Geschlecht wird ab nun deutlich sichtbar und tritt aus seinem Schattendasein hervor. Es gibt eine große Vielfalt an künstlerischen Positionen, so wird z.B. die Vagina bei Niki de Saint Phalle (Hon) wie auch bei Schneemann (Interior Scroll) zum Inhalt der Kunst. Chicago macht u.a. ein mit Scham behaftetes Thema sichtbar: die Menstruation. Wilke reagiert auf den Schönheitswahn, dem sich die Frau laut Medien und Gesellschaft zu unterwerfen hat. Feministische Kunst bricht Tabus, sie konfrontiert, reagiert und reflektiert das von der Gesellschaft gewünschte oder jahrhundertelang tradierte Frauenbild und setzt sich mit weiblicher Identität auseinander.
Nachfolgend aufgelistet weitere spannende Positionen:
+ WOMANHOUSE (Cock and Cunt Play, 1972) >>
+ Annette Messager (La Femme homme, 1975) >>
+ Ana Mendieta (Untitled, Guanaroca First Woman, 1981) >>
+ Anita Münz (Cover von Eva&Co - erste feministische Kulturzeitschrift Europas in Graz, 1982) >>
+ Judie Bamber (Untitled, 1994) >>
+ Elke Krystufek (Suture, 1994) >>
+ Nancy Spero (Sheela-Na-Gig at Home, 1996) >>