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KLITORIS

Anatomie und Funktion
Die Klitoris (Clitoris, Kitzler, C-Punkt) ist Teil der Vulva und zählt zu den äußeren Geschlechtsorganen der Frau. Dabei ist nur die kleine Klitorisspitze sichtbar. Der Großteil der Klitoris ist in das Gewebe der Vulva eingebettet. Entwicklungsgeschichtlich zeigt die Klitoris viele Parallelen zum Penis des Mannes. Sie kommt bei allen weiblichen Säugetieren vor und ist als das einzige Organ bekannt, das einzig der Lust dient. [1] [2] [3]

Der genaue Aufbau der Klitoris ist erst seit 1998 durch die australische Forscherin und Urologin Dr.in Helen O'Connell bekannt geworden. Sie erkannte die Analogien zu den männlichen Schwellkörpern und schlug eine Neubenennung des Organs als Klitoris-Komplex vor. [1] [2] Jener besteht aus nachfolgend aufgelisteten Anteilen:

Die Klitorisspitze wird von Eichel (Glans clitoridis) und Schaft (Corpus clitoridis) gebildet und ragt als sichtbarer Teil wie eine Knospe zwischen den äußeren Venuslippen hervor. Hier befinden sich mehr sensible Nervenenden als auf der Eichel des Penis. Druck, Bewegung, aber auch Schmerz können verstärkt wahrgenommen werden. Die Klitorisspitze wird durch die Klitorisvorhaut (Praeputium clitoridis)  geschützt. [1] [2] [4] [KLITORISVORHAUT]

Der Klitorisschwellkörper (Corpus cavernosum clitoridis) ist bogenförmig und teilt sich in zwei Klitorisschenkel (Crus clitoridis) auf, welche entlang der Schambeinäste verlaufen. Die Schenkel können bis zu 9 cm lang sein. Die Vorhofschwellkörper (Bulbus vestibuli) umfassen den Großteil der Harnröhre sowie das vordere Drittel der Vagina. [2] [4]

Alle Anteile der Klitoris füllen sich bei sexueller Erregung mit Blut, und werden auf Berührung und Druck stärker empfindlich, ähnlich wie die Schwellkörper des Penis. Auch gibt es sowohl bei Klitoris und Penis ein muskulöses Pumpsystem (Musculus ischiocavernosus, Musculus bulbospongiosus), welches hilft die Schwellkörper noch effizienter mit Blut zu versorgen. Aktuelle Untersuchungen durch ein MRT (Magnetresonanztomographie) [4] zeigen, dass das Gewebe der Klitoris bei Erregung auf die doppelte Größe wächst. [2] [4] [5]

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Bildrechte (Foto / Werk):
CC0 // Wikipedia

Quellenangabe:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Clitoris_anatomy_unlabeled.jpg#/media/File:Clitoris_anatomy_unlabeled.jpg

Sexualität
Da die Klitoris weite Teile der Vulva und Vagina durchzieht, ist ihre genaue Rolle in der Erregung und Sexualität schwer abschätzbar. Viele Frauen kommen allein durch die Stimulation der äußeren Klitorisanteile (Glans clitoridis) zum Orgasmus. Dieser wird auch manchmal C-Punkt genannt. [2] [POINTS OF INTERESTS]

Kultur
Das Mysterium um die weibliche Lust und die Klitoris waren über die Jahrtausende stets ein Subjekt von (Wieder)Entdeckungen. Schon in der Antike wurden Parallelen zwischen Mann und Frau erforscht. Sexualität wurde als penetrativer, männlich dominierter Akt gesehen. So gesehen konnten Lesben nur dann Sex haben, wenn eine der beiden Frauen eine übergroße Klitoris aufwies. [3]

Im Mittelalter geriet die Klitoris wieder in Vergessenheit. Der Forscher Matteo Renaldo Colombo (Lehrender für Chirurgie an der Universität von Padua, Italien) beschrieb in seinem Werk „De re anatomica" (1599) die Entdeckung der Klitoris als „Sitz der weiblichen Freude":
"Wenn es erlaubt ist, von mir entdeckte Dinge zu benennen, sollte sie "die Liebe oder Süße der Venus" heißen". [3]
(übersetzt von Christine Wilhelm)

Die „Liebe oder Süße der Venus" als Bezeichnung setzt sich allerdings nicht durch. Die Aussagen von Colombo wurden stark unter seinen Kollegen diskutiert, die Klitoris wurde als Lustorgan nicht angenommen. Lange Zeit war es zudem üblich, auf Wunsch der Ehemänner zu große Klitorides „zurechtzuschneiden", eine Tradition die sich in manchen Kulturen bis heute gehalten hat. [3] [BESCHNEIDUNG]

Im Zuge der sexuellen Revolution mit den bahnbrechenden Arbeiten von Alfred Kinsey [HETEROSEXUALITÄT] und Masters & Johnson* gingen neue Entdeckungen über die Klitoris etwas unter. Erst mit den Forschungsergebnisse von Dr.in Helen O'Connell, 1998, wurde ein umfassendes Bild der Klitoris entwickelt, welches sich nun langsam in Medizin und Medien durchsetzt. [3]

Weiterführende Links:
Klitoris - Die Schöne Unbekannte (Arte Dokumentation), 2002 (Trailer)

* Der Gynäkologe William Howell Masters (amerikanischer Gynäkologe) und seine Ehefrau Virginia Johnson (amerikanische Wissenschaftlerin) leisteten bis zu ihrer Scheidung Pionierarbeit mit Untersuchungen über das menschliche Sexualverhalten. Gemeinsam publizierten sie etliche Bücher. Das wohl bekannteste ist das Buch „Die sexuelle Reaktion" (1967). [7]