Anonym Schamweisende Ca. 1210 Pfarrkirche Schöngrabern, Österreich |
Quellenangabe:
Eibl-Eibesfeldt, Irenäus; Sütterlin, Christa; Weltsprache Kunst,
Zur Natur- und
Kunstgeschichte
bildlicher Kommunikation;
Wien, 2008; S. 473 / Christian Brandstätter Verlag
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An der Außenwand der Apsis der Pfarrkirche in Schöngrabern, Niederösterreich, finden sich plastische Darstellungen biblischer Szenen die in der Zeit der Romanik mit dem Begriff „steinerne Bibel" bezeichnet wurden.[1] Dieses Beispiel zeigt die Tugenden und Laster bzw. den Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen. Ein Kragstein in der Nähe des Fensters zeigt eine schamweisende Frau, deren Arme und Beine nach oben verrenkt sind und dadurch die Vulva entblößen. Die Vulva wurde mittels Einkerbungen in den Stein gemeißelt und wird durch die Menge der Gravuren betont, eine Öffnung fehlt.[2] Welche Bedeutung die Figur für den Menschen von damals hatte, weiß man nicht gesichert, eventuell sollte sie Unheil abwehren, als Zeichen für das Laster der Triebhaftigkeit stehen oder den Menschen vom falschen Glauben abhalten. |