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Sheela-na-gig, Kirche St. Mary & St. David
Ca. 1140
Herefordshire, England

9-20-Sheela-na-gig Kirche Mary David

Bildrechte (Foto / Werk):
CC-BY-SA // Wikipedia
Autor: Pryderi

Quellenangabe:
http://de.wikipedia.org/wiki/
Sheela-na-Gig


   

Diese Figur befindet sich an der Kirche von St. Mary und St. David in England. Kopf und Vulva sind bedeutungsperspektivisch dargestellt, fast dämonisch beunruhigend blickt die Skulptur die BetrachterInnen an. Sie zieht mit beiden Händen ihre Schamspalte auseinander und gewährt einen tiefen Einblick in das Innere des Körpers. Die Beine sind dünn und gestalterisch vernachlässigt dargestellt, das Hauptaugenmerk liegt auf der Vulva der Frau. Ein erotischer Kontext ist auszuschließen, zum einen, da sich die Figur an einer Kirche befindet, zum anderen ist der Blick nicht besonders einladend. Es handelt sich bei dieser Gestalt zwar eindeutig um ein weibliches Wesen, jedoch kann man von keinem Abbild einer Frau sprechen, da z.B. individuelle realistische Gesichtszüge wie auch die Brust fehlen. Im Gegensatz dazu sind genitalweisende Frauen im mitteleuropäischen Raum (Frankreich, Spanien) eindeutig menschlich konnotiert. Der aktuelle Forschungsstand bringt einige interessante Interpretationsmöglichkeiten zu Bedeutung und Sinn der Sheela-na-gigs[1] und anderer genitalweisender Figuren zu Tage. Monika Gsell stellt diese und eigene Betrachtungen in ihrem Buch[2] vor. Gsell vermutet, dass in den sheela-na-gigs in Irland und England keine echten Frauen, sondern göttliche Wesen dargestellt werden, im konkreten die keltische Muttergottheit Mórrígan. Sie schließt daraus, dass sich das Christentum „über die heidnischen Gottheiten lustig machen und sie verhöhnen"[3] wollte, als „Sieg der Kirche über die keltischen Götter".[4] Weiters dienen die sheelas als „Karikatur von keltischen Fruchtbarkeitsgöttinnen".[5] Begründet sieht Gsell dies darin, dass die Kelten das Geschlecht ihrer Götter und Göttinnen nie so explizit verunstaltet veranschaulicht haben. Andere ForscherInnen vermuten in den Figuren die Darstellung des Irrglaubens. Kröll legt in ihrem Forschungsansatz dar, dass es im alten Testament eine Allegorie der großen Hure gibt. Diese beging Ehebruch, was als Abfall von Gott gedeutet und öffentlich mit der Entblößung ihres Geschlechts bestraft wurde.[6]