Unter einer Infektion (lateinisch: inficere – anstecken, vergiften) wird die Ansteckung mit einem Krankheitserreger (Bakterium, Parasit, Virus, Pilz) verstanden. Meist findet in Folge eine Schädigung des Wirtkörpers statt. [1]
Folgende Auflistung der wichtigsten Infektionen im Genitalbereich besprechen die harmloseren Keime, welche bei einer kompetenten Behandlung kein allzu großes Gesundheitsrisiko darstellen – insofern sie früh erkannt und passend therapiert werden.
Harnwegsinfekt
Eine „Honeymoon-Cystits" kann als Folge von Keimverschleppung bei sexuellen Aktivitäten entstehen, oder durch die Kombination von zu viel Kälte, zu wenig Flüssigkeit und einem geschwächtem Immunsystem. Aufgrund der kurzen Harnröhre von Frauen wandern Keime (E. coli, Pilze, Streptokokken) relativ schnell in die Harnblase, wo sie eine Entzündung auslösen können. [2] [3] [4] [HARNRÖHRE] [HARNBLASE]
Symptome: Typische Kennzeichen sind ein verstärkter Harndrang, Brennen beim Wasserlassen sowie Unterleibsschmerzen. [2] [4]
Therapie: Bei einem akuten Infekt helfen harntreibende Tees und Wärme sowie Cranberrysaft oder Cranberryextrakte. Bei verstärkten Symptomen sollte eine Antibiotikagabe in Erwägung gezogen werden, da im Falle einer aufsteigenden Infektion die Nieren geschädigt werden können. [2]
Schutz: Eine gute Prophylaxe stellt ein Toilettengang nach der sexuellen Aktivität dar, um die Keime „hinaus zu spülen", kalte Sitzflächen zu meiden und die Nierengegend im Winter warm zu halten. Zudem hilft es, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen und auf eine gesunde Vulva- und Vaginalflora zu achten – z.B. mit der Unterstützung von Döderlein-Bakterien (Apotheke). [2] [4]
Pilze (Candida albicans)
Die Pilze der Sorte Candida albicans kommen in natürlicher Form auf der menschlichen Haut und im Darm vor. Bei einer gestörten Vaginalflora oder geschwächtem Immunsystem können sich diese Pilze im Genitalbereich ausbreiten. [3] [5]
Symptome: Charakteristisch sind Jucken und Brennen, sowie ein bröckeliger Ausfluss, der in Konsistenz und Aussehen einem Cottage-Cheese ähnelt. [3] [5]
Therapie: Zum einen helfen die Anwendung von Antipilz-Salben, Antipilz-Tabletten oder Vaginalzäpfchen, zum anderen wird eine Wiederherstellung der natürlichen Vaginalflora mit Döderlein-Bakterien (Apotheke) empfohlen. [5]
Schutz: Der beste Schutz vor Pilzen ist eine gesunde Vaginalflora. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass die Keime aus dem Bereich des Perineum und des After nicht in die Vagina gelangen. [5]
Chlamydien
Chlamydien zählen zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten – die Übertragung findet meist bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr statt. Etwa 10% der Bevölkerung tragen den Keim in sich, da eine Ansteckung meist symptomlos verläuft. Es handelt es sich um einen bakteriellen Erreger, der primär eine Entzündung der Vagina oder des Penis verursacht. Leider kann sich der Keim auch ausbreiten und zu einer Entzündung der Eileiter führen, welche eine Verklebung der Eileiter verursachen kann. Die Folge ist eine herabgesetzte Fertilität. Bei Männern kann die Infektion eine Entzündung von Prostata und Nebenhoden verursachen. [3] [6]
Symptome: Anzeichen einer Infektion sind Juckreiz, Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, sowie Ausfluss im Genitalbereich. Eine Entzündung der Eileiter äußert sich durch Zwischenblutungen, Schmerzen im Unterbauch und Fieber. [6]
Therapie: Die einmalige Einnahme eines Antibiotikums (Makrolide, Tetracycline, Doxycyclin oder Azithromycin) kann Chlamydien heilen. Zusätzlich sollte die Partnerin oder der Partner mitbehandelt werden. [7]
Schutz: Kondome oder Femidome bieten einen effektiven Schutz vor Chlamydien. [3] [7]
Gonorrhö / Tripper
Gonorrhö wird durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae verursacht. Es zählt zu den klassischen Geschlechtskrankheiten. Die Übertragung findet fast ausschließlich über sexuelle Praktiken mit Schleimhautkontakt statt. [8] [9]
Symptome: Typische Symptome sind brennende Schmerzen in der Harnröhre beim Wasserlassen, sowie ein übelriechender Ausfluss aus Vagina oder Penis. In manchen Fällen kann sich der Keim auch ausbreiten und die Eileiter und Gebärmutter entzünden. Bei Männern ist eine Entzündung der Prostata und der Nebenhoden möglich. Etwa die Hälfte der Frauen sowie etwa 20% der Männer haben keine Beschwerden. [3] [9]
Therapie: Meist ist eine einmalige Einnahme eines Antibiotikums (Cefixim) ausreichend, um Gonorrhö zu heilen. Findet die Ärztin oder der Arzt bei einer Nachuntersuchung keine Keime mehr, kann die Therapie als beendet gesehen werden. [8]
Schutz: Kondome oder Femidome bieten einen guten Schutz vor der Ansteckung mit Gonorrhö. [10]
Syphilis / Lues
Syphilis wird durch das Bakterium Treponema pallidum verursacht. Eine Ansteckung findet meistens bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr statt. [11] In seltenen Fällen kann der Erreger auch Geschwüre im Mund bilden, welcher dann beim Küssen übertragen werden kann. [12] Im Mittelalter war diese Krankheit gefürchtet, da sie unbehandelt zu schweren körperlichen Schäden führte. Durch Syphilis verlor etwa auch der Komponist Ludwig van Beethoven (Deutschland, 1770-1827) sein Gehör. [13] Dank der Entwicklung des Penicillins stellt Syphilis heute keine derartige Bedrohung mehr dar. Wichtig ist eine Früherkennung und sofortige Behandlung. [3] [11]
Symptome: Syphilis verläuft im menschlichen Körper in drei Phasen: [11] [12] [14]
- Primärphase: Es beginnt mit einem schmerzlosen Schleimhautdefekt und Anschwellen der regionalen Lymphknoten. Abklingen der Symptome nach 3-6 Wochen.
- Sekundärphase: Wochen später tritt ein charakteristischer Hautausschlag sowie Schleimhautveränderung auf. Zusätzliche Symptome sind Fieber, Lymphknotenschwellungen, Halsschmerzen, Haarausfall und Muskelschmerzen
- Tertiärphase / Latenzphase: Jahre bis Jahrzehnte nach der Erstinfektion kann Syphilis schwere Gewebsschäden verursachen – besonders betroffen sind das Nervensystem (Gehirn und Rückenmark), Herz, Leber, Blutgefäße, Knochen und Gelenke.
Therapie: Eine einmalige Injektion von Penicillin heilt Syphilis. Bei HIV-Patient_innen oder im Falle einer fortgeschrittenen Krankheit kann eine mehrmalige Gabe notwendig sein. [12]
Schutz: Kondom oder Femidome bieten einen guten Schutz vor Syphilis. [13]
Herpes
Herpes ist eine virale Erkrankung, welche durch die Erreger HSV-1 und HSV-2 verursacht wird. [15] Der Kontakt mit infizierter Haut oder Schleimhaut kann zu einer Ansteckung mit dem Virus führen. Dies kann beim Küssen, Petting sowie Geschlechtsverkehr geschehen. [3] [16]
Symptome: HSV-1 (Herpes simplex) führt meist zu charakteristische Fieberbläschen an Lippen und Kinn, bis zu 99% der Bevölkerung tragen den Virus in sich. HSV-2 (Herpes genitalis) hingegen tritt eher im Genitalbereich auf und hat eine Durchseuchungsrate von etwa 60%. HSV-2 äußert sich mit höchst infektiösen schmerzhaften Bläschen im Genitalbereich. [3] [15]
Therapie: Eine Heilung von Herpes ist nicht möglich. Im Falle eines akuten Ausbruchs kann mithilfe antiviraler Medikamente die Vermehrung und das Wachstum der Viren gebremst und ein Heilungsprozess beschleunigt werden. [15]
Schutz: Kondome und Femidome können zwar die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung senken, bieten aber keinen absoluten Schutz. [15] [16]
Dellwarzen (Condyloma accuminata)
Diese virale Erkrankung wird durch engen Körperkontakt übertragen. Sogar die gemeinsame Benutzung der Handtücher kann zu einer Ansteckung führen. Bei gesundem Erwachsenen mit einem guten Immunsystem ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion jedoch deutlich herabgesetzt. [17] Es gibt zwei Risikogruppen, bei denen diese Erkrankungen gehäuft auftritt: Kinder und sexuell aktive junge Erwachsene. [18]
Symptome: Es handelt sich um schmerzlose Warzen, welche in der Mitte eine charakteristische Delle aufweisen. Die Warzen können entweder im Genitalbereich oder auch am ganzen Körper auftreten und verursachen manchmal Juckreiz. [18] [19]
Therapie: Dellwarzen heilen auch ohne Behandlung nach Monaten bis Jahren von selbst ab. Eine chirurgische Behandlung mittels Laser oder Vereisungen sowie Verwendung von speziellen Cremen könnte unter Umständen bleibende Narben zurücklassen. [18]
Schutz: Kondome oder Femidome bieten nur einen relativen Schutz vor Dellwarzen. Die Vermeidung jedes intimen zwischenmenschlichen Kontakts schützt am ehesten vor dieser harmlosen Erkrankung. [18]