Nach Definition sind bisexuelle Menschen jene, die sich sowohl zu Frauen als auch zu Männern körperlich und emotional hingezogen fühlen. Etwa 3% der Menschen bezeichnen sich selbst als bisexuell. [1]
Vor allem in der homosexuellen Szene besteht gegenüber bisexuellen Menschen das Vorurteil, sie könnten sich nicht für eine Kategorie der sexuellen Orientierung entscheiden. Aus diesem „weder Fisch noch Fleisch" Vorwurf wird gerne eine unreife sexuelle Orientierung abgeleitet. [1] [2]
Einer aktuellen Studie [3] zufolge, fühlen sich Frauen tendenziell mehr zum eigenen Geschlecht hingezogen als Männer. 74% der heterosexuellen Frauen reagierten bei Videoaufnahmen von nackten Frauen mit körperlicher Erregung. Zu den Ergebnissen seiner Studie sagt Dr. Gerulf Rieger (Psychologieprofessor, Universität Essex):
„Obwohl die Mehrheit der Frauen sich als heterosexuell identifizieren, zeigt unsere Untersuchung eindeutig, dass – wenn es darum geht was sie erregt – sie entweder bi- oder homosexuell, aber niemals hetero sind." [4]
Die Studie von Meredith Chiver [5] zeigt ähnliche Ergebnisse: Frauen reagierten körperlich auf Medien mit homo- oder heterosexuellem Inhalt, ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung. Bei Männern hingegen verlief die Erregung viel spezifischer, homosexuelle Männer etwa sprachen körperlich kaum bis gar nicht auf heterosexuelle Pornographie an. Allerdings wurde eine Steigerung der sexuellen Erregung bei Frauen auch beim Sichten von Sexualität im Tierreich gemessen. Ein Erklärungsversuch hierfür lautet, dass es für Frauen einen evolutionären Vorteil darstellen würde, bei jeglicher Form von Sexualität erregt zu werden, um etwa körperliche Schäden bei einer Vergewaltigung zu vermeiden. [5] [6]
Sigmund Freud vertrat die These, dass alle Menschen von Geburt an bisexuell seien. Alfred Kinsey kam durch seine Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass 90% der Menschen bisexuell seien. Beide Forscher untersuchten die vorherrschenden Normen, und versuchten zu ergründen, welchen Einfluss Sozialisation und Moralvorstellung auf die Sexualität hätten. Freud ging von einem bisexuell veranlagten Menschenbild aus, in dem meistens die homosexuellen Anteile unterdrückt würden. Kinsey postulierte eine Bandbreite der Bisexualität zwischen den Polen Homo- und Heterosexualität um einengende Denkmuster aufzulockern. [1] [7] [8] [HETEROSEXUALITÄT]
Verschiedene Studien und Thesen zeigen höchst unterschiedliche Ergebnisse auf, welche Schlussfolgerung kann man aus diesen widersprüchlich erscheinenden Aussagen ableiten?
Die sexuelle Orientierung ist ein Produkt aus Körper und Kultur. Auf der einen Seite stehen Normen, Prägung und persönliche Vorlieben; auf der Anderen ein einzigartiger, sexuell erregbarer Körper. Letztendlich sollte dabei jeder selbst bestimmen können, wie er oder sie sich selbst definiert und dies leben will.